«Sei realistisch, versuche das Unmögliche» (Che Guevara)
Dieser Satz begleitet mich nun seit ungefähr 10 Jahren durch mein Leben und gab mir immer wieder die nötige Kraft meinen Weg zu gehen. Warum dieser Satz? Weil ich das Unmögliche geschafft habe.
Es war aber nicht immer so.
Ab Mitte 2015 gestaltete sich mein Leben als «Kampf». Mutti von zwei kleinen Mädchen, alleinerziehend, Schichtarbeit im sozialem Bereich, ein teilweise toxisches soziales Umfeld. Ich ging weit bis über die Erschöpfung hinaus, um alles «am Laufen» zu halten. 2018 bekam ich zum ersten Mal die Diagnose Burn-Out. Einfach mal „Pause“ machen ging nicht. Ich musste doch funktionieren, konnte keine Schwächen zeigen. Ja, ich funktionierte, lebte aber nicht mehr.
Dann kam der totale Zusammenbruch. Anhaltende chronische Schmerzen, wechselnde Symptome von A-Z, starker anhaltender Schwindel, Panikattacken. Der „Teufelskreis“ hatte sich geschlossen. Mein Körper zwang mich zum Stillstand. Bei den Ärzten galt ich mittlerweile aus „austherapiert“, diverse konventionelle Therapie brachten keine Lösung. Ich war an einem Punkt angelangt, wo alles hoffnungslos erschien.
Klar, mein Kopf wusste, dass sich etwas ändern musste, mein Körper begriff dies jedoch absolut nicht. Ich gab die Suche aber nicht auf und fand den Weg in die körperorientierte Ansätze. Und mir wurde vieles klar: Ich bin nicht nur durch die zu hohen gesellschaftliche und persönlichen Anforderungen ins Burn-Out gefallen, sondern ich trug tief in mir nicht verarbeitete Traumen. Solange diese noch festsaßen, konnten mein Nervensystem und ich nicht zur Ruhe kommen. Ab dem Moment hatte ich auch mein Körper mit im Boot und ich fing an zu verstehen. Ich konnte anfangen endlich alle die Antworten auf meine Fragen finden.
Langsam fand Heilung statt. Ich fing an mich als den Menschen zu akzeptieren, der ich bin und ich konnte anfangen für mich einzustehen. Neue Wege taten sich auf und ich konnte ihnen endlich folgen, ohne mich von den Stimmen im Hinterkopf: „Das schaffst du nicht.“, „Du bist nicht gut genug.“, „Mache es doch, wie jeder andere Mensch auch.“ Beeinflussen zu lassen. 2021 ging ich den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete meine Praxis, später den Shop.
Es gibt Zeiten, da stehe ich wieder näher am Burn-Out als mir lieb ist und ich vertrete mittlerweile die Meinung, dass Burn-Out zu einem dazugehört. Er ist vergleichbar mit einer Verletzung: Die Wunde heilt, aber die Narbe bleibt. Jedoch sehe ich meine „Wunde“ nicht mehr als Fluch, sondern als Segen an. Er hat mir den Weg zu mir selbst geebnet. Ein Weg, auf dem ich gelernt habe auf meinen Körper zu hören, nicht mehr gegen ihn zu kämpfen, sondern ihn so anzunehmen, wie er ist. Ein Weg, auf dem ich mir bewusst Pausen gönnen und „nein“ sagen darf. Auf dem ich begriffen haben, dass Heilung ein Prozess ist, der nicht von heute auf morgen vonstatten geht. Ich darf mir erlauben, nicht perfekt sein zu müssen.
Heute kann ich von mir sagen, dass ich glücklich bin. Ein Gefühl, von dem ich geglaubt habe, nicht mehr empfinden zu können. Ich kann mich wieder an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen.
Egal, wie tief man fällt, es gibt immer einen Weg nach oben ans Licht.
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